In manchen europäischen Ländern sind sie bereits etabliert, um die Recyclingquoten zu verbessern und Wertstoffe gezielt in den Kreislauf zurückzuführen. Nun möchte Spanien zum November 2026 nachziehen. Die Rede ist von einem Pfandsystem für Einweggetränkeverpackungen. 

Für Unternehmen, die Getränke in Spanien vertreiben, aber auch für Verbraucher:innen, stellt sich die Frage: Wie wird das System funktionieren, und welche Auswirkungen hat es auf den Markt? Wir werfen daher einen detaillierten Blick auf die Hintergründe, die geplanten Regelungen und die Herausforderungen, die mit der Einführung des Flaschenpfands in Spanien einhergehen. Außerdem vergleichen wir das spanische Pfandsystem mit anderen europäischen Modellen und beleuchten die Chancen für Unternehmen und Umwelt. 

Einführung des Flaschenpfands in Spanien: Ein Überblick

Spanien plant die Einführung eines landesweiten Pfandsystems für Einweggetränkeverpackungen (SDDR – Sistemas de Depósito, Devolución y Retorno), das im Jahr 2026 in Kraft treten soll. Wie auch in Deutschland, soll das landesweite Pfand-, Rückgabe- und Wiederverwertungssystems für Getränkeverpackungen die Recyclingquote von Plastikbehältern deutlich erhöhen. Mit der Einführung des Pfandsystems reagiert Spanien auf den langjährigen Druck von Umweltorganisationen wie Greenpeace und strebt an, bis zu 90 % der Einweggetränkeverpackungen zurückzugewinnen.  

Das neue System soll für Plastikflaschen, Dosen und Glasflaschen mit einem Volumen von bis zu 3 Litern gelten, zunächst für Wasser, Bier und Softdrinks. Die Rückgabe der Einweggetränkeverpackungen soll sowohl manuell als auch über Automaten möglich sein. Die Finanzierung erfolgt durch die Getränkeindustrie und den Handel im Rahmen der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) für Inverkehrbringer:innen. 

Hintergründe und Ziele des spanischen Pfandsystems

Warum plant Spanien jetzt die Einführung eines Pfandsystems? Das Land hinkt bei der Recyclingquote von Einweggetränkeverpackungen deutlich hinterher. 2023 wurden nur ca. 41 % der Plastikbehältnisse korrekt recycelt, wodurch die eigentlich angestrebte Sammelquote von 70 % deutlich verfehlt wurde. 

Das derzeitige spanische System, das sich auf gelbe Recyclingtonnen stützt, hat sich damit als unzureichend erwiesen. Von den täglich in Spanien anfallenden 51 Millionen Getränkeverpackungen, werden nur etwa 20 Millionen entsprechend recycelt. Das geplante Pfandsystem SDDR zielt daher darauf ab: 

  • Die Recyclingquote auf 90 – 95 % zu erhöhen 
  • Den Abfall in gelben Recyclingtonnen um 15 % zu reduzieren 
  • Die EU-Vorgaben zu erfüllen, die eine Recyclingquote von 70 % bis 2025 und 90 % bis 2029 fordern 

Die spanische Regierung sieht sich gezwungen zu handeln, da das Land die EU-Ziele für 2023 verfehlt hat. Das spanische Gesetz schreibt vor, dass bei Nichterreichen der Recyclingziele innerhalb von zwei Jahren ein landesweites Pfandsystem eingeführt werden muss. 

Details zum geplanten System in Spanien

Das neue Pfandsystem in Spanien soll ab November 2026 für Einweggetränkeverpackungen aus Kunststoff und Aluminium gelten. Verbraucher:innen zahlen dann beim Kauf dieser Getränke einen Pfandbetrag, der bei Rückgabe der leeren Verpackung erstattet wird. Die Rückgabe der Verpackungen wird über ein flächendeckendes Netzwerk von Sammelstellen erfolgen. Dazu gehören Supermärkte und andere Verkaufsstellen, die entsprechende Rücknahmeautomaten oder Annahmestellen bereitstellen müssen. Die genaue Höhe des Pfandbetrags steht noch nicht fest, wird aber voraussichtlich an bestehende Systeme in anderen europäischen Ländern angelehnt. 

Für Unternehmen, die Getränke in Spanien vertreiben, bedeutet das Pfandsystem neue Verpflichtungen. Sie müssen sich an der Organisation und Finanzierung beteiligen. Die Details zur Umsetzung werden in den kommenden Monaten weiter ausgearbeitet, um einen möglichst reibungslosen Start des Systems zu gewährleisten. 

Das geplante spanische Pfandsystem umfasst aber jetzt schon eine Reihe von Vorgaben: 

Betroffene Verpackungen: 

  • Plastikflaschen und Dosen mit einem Volumen bis zu 3 Litern 
  • Für Wasser, Säfte, Erfrischungsgetränke, Energydrinks und alkoholische Getränke 

Pfandbetrag: 

  • Mindestens 10 Cent pro Einheit 

Rückgabemöglichkeiten: 

  • Manuell oder über Rücknahmeautomaten 
  • Geschäfte und Supermärkte entscheiden über das bevorzugte System 

Kennzeichnung: 

  • Spezielle Markierung für SDDR-Verpackungen zur Vermeidung von Fehlwürfen 

Finanzierung: 

  • Durch die Getränkeindustrie und den Handel im Rahmen der erweiterten Herstellerverantwortung 

    Auswirkungen und Herausforderungen des Flaschenpfands in Spanien

    Die Einführung eines Pfandsystems bringt sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Veränderungen mit sich. Durch die höhere Rücklaufquote von Einwegverpackungen kann die Recyclingrate voraussichtlich deutlich gesteigert und die Umweltbelastung durch achtlos entsorgte Flaschen und Dosen verringert werden. Gleichzeitig entsteht ein stabilerer Markt für recycelte Materialien, was langfristig zur Ressourcenschonung beiträgt. So wird erwartet, dass weniger Plastikflaschen in der Natur landen, insbesondere an beliebten Touristenorten wie Mallorca. 

    Für Unternehmen, die Getränke in Spanien vertreiben, bedeutet das System jedoch auch neue Pflichten. Sie müssen sich an der Finanzierung beteiligen, die Rücknahme und Sortierung organisieren und sich auf veränderte Logistikprozesse einstellen. Geschäfte müssen Platz und Ressourcen für Rücknahmeautomaten bereitstellen, was besonders kleinere Händler:innen und Geschäfte vor neue Herausforderungen stellt. 

    Damit das Pfandsystem auch erfolgreich funktioniert, muss es nicht nur für Unternehmen umsetzbar, sondern auch für Verbraucher:innen leicht verständlich und gut zugänglich sein. Die Infrastruktur für die Rückgabe – etwa durch Automaten in Supermärkten – muss rechtzeitig bereitstehen. Zudem bleibt abzuwarten, wie das neue System mit den bestehenden Recyclingstrukturen harmoniert. 

    Spanien im Vergleich mit anderen europäischen Pfandsystemen

    Spanien steht mit der geplanten Einführung eines Pfandsystems für November 2026 am Anfang einer Entwicklung, die in vielen europäischen Ländern bereits weiter fortgeschritten ist. Im Vergleich zu Vorreitern wie Deutschland, das seit 2003 ein umfassendes Pfandsystem hat, oder den skandinavischen Ländern, die teilweise schon seit den 1990er Jahren Pfand erheben, hinkt Spanien hinterher. Länder wie Kroatien, die Niederlande, Österreich und die baltischen Staaten haben ebenfalls funktionierende Pfandsysteme etabliert. Die dort bestehen Systeme weisen zudem hohe Rücklaufquoten auf – teils über 90 %.  

    Während in Deutschland ein zentrales, verpflichtendes System mit einheitlichen Pfandbeträgen existiert (25 Cent für Einwegflaschen und –dosen, 15 Cent für die meisten Mehrwegflaschen, 8 Cent für Mehrweg-Bierflaschen aus Glas), gibt es in anderen Ländern unterschiedliche Modelle. In Skandinavien wird das Pfand oft gestaffelt nach Verpackungsgröße, während Litauen und Lettland erfolgreich digitale Rücknahmesysteme testen. 

    Andere südeuropäische Länder wie Portugal und Frankreich befinden sich in einer ähnlichen Situation wie Spanien und beginnen erst mit dem Aufbau von Pfandsystemen. Die Einführung in Spanien könnte als Katalysator für weitere EU-Staaten wie Italien dienen. Dies würde dem gesamteuropäischen Trend zur Verbesserung der Recyclingquoten und Erfüllung der EU-Vorgaben entsprechen. 

    Fazit: Chancen und Perspektiven des Flaschenpfands in Spanien

    Die geplante Einführung des Flaschenpfandsystems in Spanien bietet sowohl Chancen als auch Herausforderungen für das Land. Mit der Einführung geht Spanien einen wichtigen Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft. Es bietet die Chance, Recyclingquoten deutlich zu verbessern, die Verschmutzung öffentlicher Räume zu reduzieren und hochwertige Sekundärrohstoffe für die Industrie zurückzugewinnen. 

    Gleichzeitig stehen Unternehmen und der Handel vor neuen Herausforderungen. Die Integration des Pfandsystems in bestehende Strukturen, die Einrichtung von Rücknahmestellen und die Anpassung logistischer Prozesse erfordern Zeit und Investitionen. 

    Langfristig bietet das Pfandsystem jedoch klare Vorteile: Es kann die Recyclinginfrastruktur stärken, Ressourcen schonen und Spanien an die erfolgreichen Modelle anderer europäischer Länder heranführen.  

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